die Geschichte unseres Unternehmens begann zirka 1875.
Wir wissen nur, dass der junge Monteur Theodor Kiessling bereits um 1879 ein Wohn- und Geschäftshaus in der Falkensteiner Schlossstraße errichtet hat und im Erdgeschoss dieses Neubaus Webstühle betrieben wurden. Bereits Anfang der 1880er Jahre lassen sich Annoncen im "Falkensteiner Anzeiger und Tageblatt" finden. Theodor Kiessling suchte Mitarbeiter und bot Ersatzteile, Öle und Fette für Webereimaschinen an.
Erst am 1. April 1889 erfolgte der Eintrag in das Handelsregister als Eisenhandlung. Dieses offiziell verbriefte Datum betrachten wir als unseren offiziellen Gründungstag.
1889: das Deutsche Kaiserreich - und insbesondere das Königreich Sachsen - befand sich in einer Phase explosionsartiger Industrialisierung. Überall entstanden neue Industriezweige, neue Fabriken und Unternehmen. Die Bevölkerungszahl wuchs und wuchs, überall wurde gebaut. Das vormals eher beschauliche Vogtlandstädtchen Falkenstein entstand in diesen Jahren buchstäblich vom Reißbrett neu. Herrliche Wohnhäuser im klassizistischen, neobarocken und später Jugendstil zieren noch heute die Stadt. Die vorherrschende Branche war zu dieser Zeit in Falkenstein die Textilindustrie. Plauener Spitze, Weberei und Tuchproduktion aus Sachsen und dem Vogtland wurden in die ganze damalige Welt exportiert. Die Firma Theodor Kiessling profitierte von dieser Entwicklung und schon vor 1900 waren die "alten" Kiesslings bekannte und erfolgreiche Geschäftsleute der Stadt.
Doch diese Entwicklung wurde durch den 1. Weltkrieg jäh abgebrochen und dem Kriegsende 1918 folgten schwierige Jahre: Inflation, Arbeitslosigkeit und Weltwirtschaftskrise. So richtig kam die Wirtschaft nicht wieder in Schwung, die Devise war damals "überleben".
Nach dem Tode des Firmengründers 1927 übernahm sein Sohn Theodor II. die Geschäftsführung. Im Gegensatz zu einigen regionalen Wettbewerbern schaffte unsere Firma das Ziel "Überleben" und konnte in den 30er Jahren unter der Geschäftsführung von Theodor Kiessling III. zum führenden Geschäft in Falkenstein aufsteigen. Unser dritter Theodor engagierte sich wie sein Vater und Großvater auch in vielen Vereinen und war ehrenamtlicher Wehrleiter der Falkensteiner Freiwilligen Feuerwehr bis in die 1960er Jahre.
Mit Ende des 2. Weltkrieges wurde das Vogtland sowjetische Besatzungszone, obwohl ursprünglich amerikanisch besetzt. Theodor III. begründete noch 1945 eine Fabrikation von Herden und Öfen, die insbesondere an Flüchtlinge und Ausgebombte geliefert wurden. Zirka 20.000 dieser Kochöfen, die aus wertlosen Wehrmachts-Minengehäusen gefertigt wurden, brachten den teilweise mittellosen Flüchtlingen und den Vogtländern in den harten Wintern nach dem Krieg Wärme und ein bisschen Lebensfreude.
Leider war privates Engagement zu dieser Zeit durch die neuen Machthaber nicht sonderlich erwünscht und so musste die Produktion eingestellt werden. Es blieb nur das Ladengeschäft übrig - aber wenigstens dieses durfte weiterhin privat geführt werden. Da Selbständige kaum oder keine Lebensmittelkarten erhielten, wurden in den Lagerräumen Geflügel gezüchtet, eine Imkerei betrieben und eine Rapsmühle selbst gebaut. Die Rapsmühle sicherte das Überleben, denn viele Kunden konnten keine Werkzeuge kaufen, hatten dafür aber Raps und wollten Öl.....
Dieser Ausflug in das "Ölgeschäft" währte jedoch nur kurze Zeit und mit dem Wiederaufbau der Wirtschaft in der DDR begann auch der Handel wieder einigermaßen zu funktionieren. Nach schweren und armen Jahren übernahm 1965 Theodor IV. die Geschäftsleitung und zusammen mit seiner Frau Judith und zwei Angestellten gelang es ihm, die Schaufenster wieder attraktiv zu füllen und begehrte Waren anzubieten, die es sonst weit und breit nirgends in der DDR gab. Schon 1970 wurden mehr als 1 Million Ost-Mark Umsatz erzielt: ein mittlerer Schraubenzieher kostete damals nur 50 Pfennig, eine 200er Schleifscheibe 1,80 Mark.... und Ende der 1980er Jahre wurde die 5 Millionen-Umsatzschwelle überschritten - damals noch bei stabilen und staatlich festgelegten Preisen eine riesige Leistung.
Meine tüchtigen Eltern trugen den Namen Theodor Kiessling weit über die Grenzen des damaligen Bezirkes Karl-Marx-Stadt hinaus. Praktisch kamen Handwerker und Einkäufer der volkseigenen Betriebe und Kombinate aus der gesamten DDR zu uns, um das zu bestellen und zu bekommen, was die Planwirtschaft vorher fehlverteilt hatte.
Letztendlich gelang es meinem Vater und mir - als fünfter Theodor gleich nach dem Betriebswirtschaftsstudium im väterlichen Betrieb tätig - bereits am 1. April 1989, an unserem 100sten Firmengründungsjubiläum - die seit 1965 bestehende staatliche Beteiligung zu kündigen und wieder vollkommen privat zu firmieren. Damit waren wir einer der ersten Betriebe in der DDR, die noch vor der Wende diesen Schritt gehen konnten und hatten auch beste Startbedingungen für die kommende, ganz andere Zeit. Wir Kiesslings engagierten uns sehr stark im friedlichen Herbst 1989, meldeten uns auf Demonstrationen zu Wort, saßen am "Runden Tisch" in unserem Landkreis und haben alles in unserer Möglichkeit stehende getan, um friedlich und im brüderlichen Einvernehmen mit der Mehrheit des Volkes für eine bessere Zukunft und für mehr Freiheit einzutreten.
Nachdem wir 1990/91 unser Geschäft in der Verkaufsfläche fast verdreifacht hatten, ein Nachbarhaus saniert und sämtliche Laden- und Lagereinrichtung erneuert hatten, mussten wir einsehen, dass Großhandel in unserer Branche auf Dauer nicht im Zentrum einer Stadt liegen kann. Also beschlossen wir, zusätzlich zum traditionellen Standort, im Industriegebiet der Kreisstadt Auerbach neu zu bauen.
1996 war es dann soweit: der Hallenneubau mit ca. 1600 m2 Verkaufsfläche, modernem Lager und Büros wurde fertiggestellt.
Das Falkensteiner Stammhaus wurde bis Ende 2006 als offenes Ladengeschäft weitergeführt und ist jetzt Außenstelle und Lager. Die eigentliche Ladenfläche konnte vermietet werden und es blieben keine "leeren Schaufenster", was uns sehr am Herzen lag.
Der Sprung in das kalte Wasser der neuen Wirtschaftsordnung ist uns gelungen. Mittlerweile gibt es keine "alten" Grenzen mehr und unsere Kunden kommen aus ganz Deutschland.
2009 trat mein Sohn Theodor VI. nach abgeschlossenem Studium der Betriebswirtschaft an der Uni Bamberg in die Kommanditgesellschaft ein und ich bin dankbar und glücklich, dass unser familiengeführtes Handelshaus auch in der Zukunft für unsere verehrten Kunden da sein wird.
Natürlich engagieren wir uns auch über das "normale" geschäftliche Muss hinaus für soziale und gesellschaftliche Anliegen. So unterstützen wir regelmäßig Sportklubs für Kinder und Jugendliche und andere regionale Vorhaben im Rahmen unserer Möglichkeiten.
Von 1990 bis 2019 war ich Mitglied des Stadtrates meiner Heimatstadt Falkenstein. Ebenfalls seit 1990 bekleidete ich verschiedene ehrenamtliche Funktionen bei der IHK (Industrie-und Handelskammer) Chemnitz. So als IHK-Vizepräsident und Vorsitzender des Großhandelsausschusses, von 2011 bis 2017 als Präsident der IHK Regionalkammer Plauen. Es war und ist mir weiterhin als Ehrenpräsident dieser Kammer ein Herzensanliegen, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für unsere gesamte vogtländische Wirtschaft weiter zu verbessern.
Abschließend möchte ich all unseren treuen Kunden Dank sagen, meiner Familie und allen fleißigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die für den Betrieb tätig waren oder sind.
Ohne sie alle könnte diese lange Firmengeschichte wohl nicht geschrieben werden.
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